Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg

Entomologie

Insekt des Jahres



Schmetterling des Jahres 2024: Der Mosel-Apollo

Dank seiner schönen Zeichnung mit schwarzen Flecken und rot gefüllten Ringen war der Rote Apollofalter (Parnassius apollo) seit jeher bei Sammlern und Fotografen beliebt und wurde bereits 1995 zum „Tier des Jahres“. Der Mosel-Apollo (Parnassius apollo vinningensis ist eine Unterart des Apollofalters, die nur im Moselgebiet vorkommt.
Der standorttreue Apollo-Falter lebt in isolierten Populationen in eng umrissenen Gebieten, was durch den daraus folgenden mangelnden Genaustausch zur Bildung von vielen Unterarten, Halb-Unterarten und Halbarten geführt hat. Bei widrigen Bedingungen kann dies schnell zum Auslöschen einer Unterart führen.
Nachdem vor allem in den letzten rund hundert Jahren zahlreiche Standorte erloschen sind, kommt der Apollofalter in Deutschland heute nur noch an wenigen Orten vor, darunter an der Mosel und im Altmühltal.
Apollofalter gelten als Inbegriff einer gefährdeten Schmetterlingsart. Dabei hat der Falter ein großes Verbreitungsgebiet von Spanien über fast ganz Europa bis weit nach Osten noch hinter den Baikalsee. Außerdem genießt er fast überall höchsten gesetzlichen Schutz und als einziger nicht-tropischer Schmetterling ist er durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES mit einem Handelsverbot belegt.

Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 60 bis 88 Millimeter. Der Körper ist hellgrau bis schwarz. Die Flügel haben einen weißlichen Grundton. Auf dem Vorderflügel sind ein oder mehrere schwarze Flecken erkennbar. Auf dem Hinterflügel fallen schwarz gefasste rote Augenflecken mit weißen Spiegeln auf. Diese Flecken fallen beim Weibchen besonders groß aus.
Innerhalb der Art und auch der Unterarten ist der Falter in seinem Erscheinungsbild außerordentlich variabel und kann deshalb nicht allein aufgrund optischer Unterschiede einer Unterart zugeordnet werden. Zur Bestimmung muss auch der Fundort hinzugezogen werden. Insgesamt wurden fast 300 Unterarten beschrieben, von denen aber heute viele wieder als eine zusammengefasst werden.

Der wichtigste Lebensraum des Roten Apollos sind Kalkschuttfluren und Geröllhalden der Hoch- und Mittelgebirge. Er braucht sonnige, trockene Standorte mit steinigem Untergrund, vor allem felsige Hänge, Geröllhalden. Entscheidend ist neben der geeigneten Umgebung das Vorkommen von Futterpflanzen für die Raupen. In Europa sind die Nahrungspflanzen hauptsächlich die Weiße Fetthenne (Sedum album) und Große Fetthenne (Sedum telephium).

Die Weibchen legen bis zu 150 Eier einzeln an Felsen oder anderen festen, trockenen Substraten ab, nur selten an den Nahrungspflanzen direkt. Die Raupen entwickeln sich im Sommer in den Eiern und überwintern voll entwickelt in der Eihülle und verlassen sie im Frühjahr. Sie leben einzeln an den Nahrungspflanzen, die je nach Region variieren. Wenn sie nicht fressen, halten sich die Raupen gerne unter Steinen auf oder sonnen sich zum Aufwärmen auf der Nahrungspflanze.
Die Raupe verpuppt sich in einem lockeren Gespinst in eine Mumienpuppe an der Nahrungspflanze oder unter Steinen.
Die Flugzeit der einzigen Jahresgeneration beginnt dann Ende Mai und dauert bis etwa Ende August. Die lange Flugzeit rührt von einer stark unterschiedlichen Puppenruhe der einzelnen Tiere.Die Lebensdauer des einzelnen Falters beträgt nur etwa zwei bis drei Wochen. Als Falter besuchen die Tiere vorzugsweise die roten und violetten Blüten von Disteln, Flockenblumen und Oregano. Systematik:

Klasse:
Insekten (Insecta)
Ordnung:
Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie:
Ritterfalter (Papilionidae)
Gattung:
Parnassius
Art:
Roter Apollo
(Parnassius apollo)
Unterart:
MoselApollo
(P. apollo vinningensis)


Apollo-Falter

Apollo-Falter Mönsheim
Foto: Markus Gierisch

Apollo-Falter

Apollo-Falter Solnhofen
Foto: Markus Gierisch



Insekt des Jahres 2024: Der Stierkäfer

Der Stierkäfer sieht imposant aus, ist aber nicht groß. Trotzdem gehört der Stierkäfer (Typhaeus typhoeus) mit seinen 14 bis 24 Millimetern Körperlänge schon zu den größeren Käferarten in Deutschland. Er ist schwarz und schwach glänzend. Die Flügeldecken zeichnen sich durch längliche gepunktete Rillen aus.
Sein imposantes „Gehörn“ ist der Namensgeber für den Mistkäfer. Aber nur die männlichen Tiere haben diese drei „Hörner“, von den die beiden seitlichen den Kopf überragen können. Die Weibchen besitzen dagegen nur einen schmalen Kiel und außen jeweils einen kleinen Höcker. Damit der Stierkäfer gut seine Tunnel graben kann, befinden sich an seinen Grabbeinen eine Vielzahl kleiner Dornen.

Die Verbreitung des Stierkäfers erstreckt sich von Nordafrika über West- und Mitteleuropa bis ins Baltikum. Er bevorzugt Heidegebiete und lichte Kiefernwälder mit Sandboden. Dort können sie lokal auch gehäuft auftreten.
Die erwachsenen Käfer lassen sich aber nur selten sehen, auch wenn sie im Herbst und Winter aktiv sind, solange der Oberboden nicht gefroren ist. Viel auffälliger sind die offenen, kreisrunden, ca. 1 cm großen Eingänge der Wohn- und Brutkammern, die an vegetationsfreien Bodenstellen zu finden sind.

Als Mistkäfer spielt er eine wichtige Rolle im Ökosystem. Die Käfer ernähren sich, wie andere Mistkäfer auch, vom Kot pflanzenfressender Tiere, bevorzugt von dem von Kaninchen und kleinen Wiederkäuern wie Schafen und Rehen. Er trägt dadurch maßgeblich dazu bei unsere Böden zu verbessern. Das passiert zum einen durch die Nährstoffe im Kot selbst, als auch durch die Tunnelgänge, die die Erde zusätzlich belüften. Bei ihrer emsigen Arbeit verteilen sie außerdem Pflanzensamen und durch den Abtransport des Kotes können sich weniger parasitische Würmer und Fliegen entwickeln.

Nach der Paarung graben die Tiere eine ein bis zwei cm breite und etwa ein- bis eineinhalb Meter lange Röhre in die Erde, von der aus mehrere Seitengänge abzweigen, die jeweils in einer Kammer enden. Es wird Kot eingebracht, der in der Kammer zu einer Pille geformt wird. Daraufhin legt das Weibchen die Eier neben diese Pille, nicht direkt darauf, wie es bei anderen Mistkäferarten üblich ist. Die geschlüpften Larven ernähren sich von den Kotpillen. Nach etwa einem Jahr verpuppen sie sich.

Gefährdet ist der Stierkäfer zum einem adurch den Verlust von Lebensraum, aber auch der pauschalen Einsatz von Entwurmungsmitteln bei Weidetieren setzt ihm zu. Die Mittel sind nämlich nicht nur für die Würmer giftig sondern auch für die kotessenden Mistkäfer.

Systematik:

Klasse:
Insekten (Insecta)
Ordnung:
Käfer (Coleoptera)
Familie:
Mistkäfer (Geotrupidae)
Gattung:
Typhaeus
Art:
Stierkäfer
(Typhaeus typhoeus)


Sierkäfer

Sierkäfer

Stierkäfer aus der Sammlung
Foto: Eva-Maria Neupert




Wildbiene des Jahres 2024: Die Blauschwarze Holzbiene

Mit 20 bis 28 Millimeter Körperlänge zählt die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) zu den größten Bienenarten in Mitteleuropa. Ihr Körper ist blauschwarz, am Rücken grau gefärbt und relativ kurz behaart. Auch die Flügel sind dunkel und schillern blau-violett. Die Weibchen können in Mitteleuropa optisch nicht von der Schwesterart Xylocopa valga unterschieden werden. Die Männchen weisen einen braunroten Ring vor der etwas abgeknickten Fühlerspitze auf und können damit gut bestimmt werden.

Die Holzbiene kommt in Süd- und Mitteleuropa bis in Höhen von ca. 750 Meter vor. Im Mittelmeerraum ist die Blauschwarze Holzbiene eine der häufigsten Bienenarten. In Mitteleuropa war ihr Auftreten früher selten und auf wärmebegünstigte Lebensräume beschränkt. Inzwischen ist die Art durch die Klimaerwärmung häufiger zu finden.

Sie besiedelt sonnige Lebensräume mit ausreichend mürbem Totholz als Nistmöglichkeit, insbesondere Gärten und Streuobstwiesen am Rande von menschlichen Siedlungen.
Die Holzbiene brummt zwar laut, ist aber sehr friedfertig.
Die erwachsenen Tiere ernähren sich vom Nektar und Pollen verschiedener Blüten wie etwa von Lippenblütlern, Korbblütlern, Raublattgewächsen und Schmetterlingsblütlern. Wenn sie trotz ihrer langen Zunge nicht an den Nektar einer besonders tiefen Blüte gelangt, nagt sie seitwärts ein Loch in die Blütenwand. Blauschwarze Holzbienen lassen sich auch zuverlässig durch Muskatellersalbei zur Blütezeit im Juni–August anlocken. Aufgrund ihrer Größe kann sie den raffinierten „Schlagbaum“-Bestäubungsmechanismus dieser Pflanze bedienen und damit eine Bestäubung sicherstellen. Dabei beugen sich die Staubfäden ausgelöst durch das Gewicht der Biene nach unten und tupfen die Pollen auf den Rücken der Biene.

Im Gegensatz zur Honigbiene, die Staaten bildet, lebt die Holzbiene allein.
Beide Geschlechter erscheinen im Spätsommer und überwintern unverpaart in Höhlungen von Löß- und Lehmwänden und in Mauerspalten. Die Paarung erfolgt im Frühling. Vor allem die Weibchen sind im Frühjahr (ab März) auffällig an Hauswänden, Bäumen und anderen aufrechten Strukturen entlang zu finden, an denen sie einen geeigneten Nistplatz suchen. Diese finden sie zum Beispiel in abgestorbenen, sonnenbeschienenen Baumstämmen, aber auch in Zaunpfählen oder Holzbalken. Ende April beginnen die Weibchen mit dem Nestbau und Brutgeschäft, das sich bis in den Hochsommer erstreckt. Das Nest besteht aus einem oder mehreren, 6-11 cm tiefen Gängen, in denen mehrere Brutzellen hintereinander liegen. Die Trennwände der Brutzellen bestehen aus abgenagten, mit Speichel verklebten Holzpartikeln. Ist die Niststätte fertig, werden nur die Nistgänge verschlossen, nicht jedoch der Nesteingang. Die für das Nest geschaffenen Gänge werden kein zweites Mal genutzt, aber der Zugang ins Innere kann über mehrere Jahre verwendet werden. Solange noch geeignetes Holz vorhanden ist, werden vom Eingang aus neue Gänge angelegt.
Der Larvenproviant besteht aus einem ovalen Pollenpaket vermischt mit Kopfdrüsensekret und Nektar und liegt der Länge nach der Zellwand an. Die Eier werden auf der Längsseite des Larvenfutters gelegt. Die Entwicklung vom Ei bis zur erwachsenen Biene dauert 6–10 Wochen.

Systematik:

Klasse:
Insekten (Insecta)
Ordnung:
Hautflügler (Hymenoptera)
Familie:
Echte Bienen (Apidae)
Gattung:
Holzbienen (Xylocopa)
Art:
Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea)
Blauschwarze Holzbiene

Blauschwarze Holzbiene - Männchen
Foto: Rüdiger Weiskopf

Blauschwarze Holzbiene

Blauschwarze Holzbiene - Männchen Kopf
Foto: Rüdiger Weiskopf

Blauschwarze Holzbiene

Blauschwarze Holzbiene - Weibchen
Foto: Eva-Maria Neupert

Blauschwarze Holzbiene

Blauschwarze Holzbiene
Foto: Eva-Maria Neupert


Zum Insekt des Jahres: 2024, 2023, 2022, 2021, 2020, 2019,

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