Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg

Entomologie

Insekt des Jahres



Schmetterling des Jahres 2020: Der Grüne Zipfelfalter

Der Grüne Zipfelfalter oder Brombeer-Zipfelfalter (Callophrys rubi) ist mit einer Flügelspannweite von ca. 25 Millimeter ein kleiner Falter aus der Familie der Bläulinge.

Auf Grund der Grünfärbung seiner Flügelunterseite ist er bei uns unverwechselbar. Die Flügeloberseite ist graubraun, aber fast nie zu sehen, da der Falter mit zusammengeklappten Flügeln zwischen den Blättern sitzt und sich damit prima tarnt. Bei genauer Betrachtung der grasgrünen Flügelunterseite bemerkt man noch eine weiße, unterbrochene Linie. Auf den Vorderflügeln der Männchen befindet sich zudem ein Duftschuppenfleck. Die Flügelränder sind leicht bogig gezahnt und haben weiße und braune Fransen.

Der Grüne Zipfelfalter ist sehr weit verbreitet von Nordafrika über ganz Europa bis Sibirien. Er gehört zu den wenigen Arten, die auch im arktischen Teil Skandinaviens zu finden sind.

Er bevorzugt trockene, warme Standorte wie Buschland, Wiesen, offenes Grasland sowie Waldränder, also strukturreiche Lebensräume, die nicht zu sehr zugewachsen sind.
Obwohl der Schmetterling keine besonderen Ansprüche an den Lebensraum stellt, geht der Bestand des Grünen Zipfelfalters an vielen Stellen in Deutschland deutlich zurück.


Die Flugzeit erstreckt sich von April bis Juni/Juli. Der Zipfelfalter bildet pro Jahr eine Generation aus.

Die Eier sind grünlich-weiß und werden einzeln an Blütenknospen der Futterpflanzen oder in deren Nähe abgelegt.
Die Raupe ist zunächst bräunlich, wird aber in einem späteren Larvenstadium grün mit gelben Linien an den Seiten und einem dunkleren Rücken mit Zackenband. Sie ist nicht besonders wählerisch und frißt unter anderem an Ginsterarten, Heidelbeere, Rauschbeere, Sonnenröschen und Fingerkräuter. Dabei fressen die Jungraupen zunächst vorwiegend an Blüten, spätere Raupenstadien gehen auch an Blätter.
Die Überwinterung erfolgt als Puppe am Boden unter Steinen, Blättern oder Moos.



Systematik:

Klasse:
Insekten (Insecta)
Ordnung:
Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie:
Bläulinge (Lycaenidae)
Gattung:
Callophrys
Art:
Grüner Zipfelfalter (Callophrys rubi)
Grüner Zipfelfalter Unterseite

Grüner Zipfelfalter Unterseite
Foto: Detlev Cordes

Grüner Zipfelfalter Oberseiteseite

Grüner Zipfelfalter Oberseiteseite
Sammlung der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg

Grüner Zipfelfalter Raupe

Raupe
Foto: Eva-Maria Neupert



Insekt des Jahres 2020: Der Schwarzblaue Ölkäfer

Der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) wird auch Schwarzer Maiwurm genannt. Er gehört zu der Familie der Ölkäfer, die in Deutschland mit etwa 37 Arten vertreten sind.
Die Käfer werden 1 bis 3,5 Zentimeter lang. Sie haben eine länglich gedrungene Körperform. Der Kopf und der Halsschild sind grob punktiert und glänzen wie die fein gemusterten Flügeldecken schwarzblau. Diese Flügeldecken sind stark verkürzt und klaffen an den Enden auseinander, so dass der Hinterleib sichtbar wird, der besonders bei den Weibchen durch die vielen Eier stark aufgebläht erscheint. Hinterflügel fehlen völlig. Der Käfer ist flugunfähig. Sowohl die Beine als auch die Fühler sind lang und kräftig gebaut. Die Fühler der Männchen sind in der Mitte deutlich geknickt.
Ein sehr ähnliche Art ist der Violette Ölkäfer (Meloe violaceus). Unterscheiden kann man sie an der Basis des Halsschildes. Beim Schwarzblauen Ölkäfer ist diese Basis gerade, beim Violetten Ölkäfer eingebuchtet.

Der Schwarzblaue Ölkäfer besiedelt weite Teile Europas und ist regional zwar noch recht häufig, nimmt aber insgesamt im Bestand doch deutlich ab. Er bevorzugt Gebiete mit sandigen und offenen Stellen.

Schwarzblauer Ölkäfer

Schwarzblauer Ölkäfer
Foto: Horst Lößl
Die erwachsenen, tagaktiven Käfer erscheinen von April bis Juni, hauptsächlich im Mai.
Die Weibchen paaren sich mehrfach, dann legen sie innerhalb von 1–2 Wochen bis zu 9000 Eier im Boden ab, die überwintern. Die Larven, Dreiklauer = Triungulinus genannt, schlüpfen im nächsten Frühjahr. Sie klettern an Pflanzen hoch zu den Blüten und warten dort auf Erdbienen. Sie klammern sich aber ohne Unterschiede an jeden Blütenbesucher. Wenn es sich nicht um die richtige Art handelt, stirbt die Larve ab. Das erklärt die große Eierproduktion, da es nur wenige Tiere schaffen sich zum erwachsenen Käfer zu entwickeln. Bei passenden Wirten wird die Larve unfreiwillig in deren Bau mitgenommen, wo sie sich über die Larven und den Honigpollenbrei des Wirts hermacht. Sie häutet sich dann noch drei weitere Male, um anschließend das Nest zu verlassen und als Scheinpuppe erneut zu überwintern. Im Frühjahr schlüpft eine Tertiärlarve, die sich im eigentlichen Sinn verpuppt. Der fertige Käfer schlüpft dann nach zweijähriger Entwicklungszeit.

Bei Gefahr sondern die Käfer zur Abschreckung von Feinden aus ihren Kniegelenken ein gelbes Sekret aus, das den Giftstoff Cantharidin enthält, ein Gift, das auch andere Ölkäfer produzieren, wie die Spanische Fliege (Lytta vesicatoria).
Diese Gift wurde früher als wehenerzeugendes Mittel genutzt, es diente zur sexuellen Potenzsteigerung in Liebestränken, im antiken Griechenland für Hinrichtungen und bis in die Neuzeit für Morde. Als Reiz- und Nervengift führt es äußerlich zur Blasenbildung auf Haut und Schleimhäuten, daher der Name Öl- oder Blasenkäfer für die Familie Meloidae. Verzehrt kann unter Umständen schon ein einziger Käfer tödlich wirken.


Systematik:
Klasse:
Insekten (Insecta)
Ordnung:
Käfer (Coleoptera)
Familie:
Ölkäfer (Meloidae)
Gattung:
Meloe
Art:
Schwarzblauer Ölkäfer (Meloe proscarabaeus)


Schwarzblauer Ölkäfer

Schwarzblauer Ölkäfer - Weibchen
Foto: Susanne Kühnle

Schwarzblauer Ölkäfer

Schwarzblauer Ölkäfer - Männchen
Foto: Susanne Kühnle



Libelle des Jahres 2020: Die Speer-Azurjungfer

Die Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) ist eine typische Art der Moorgewässer. Mit einer Flügelspannweite von etwa vier Zentimeter ist sie relativ klein und zierlich gebaut.
Die Männchen besitzen eine blassblaue Grundfarbe, die ins Türkis gehen und auf der Unterseite ganz grün sein kann. Der Brustbereich ist, typisch für die Gattung, schwarz gezeichnet. Die Männchen der Azurjungfernarten kann man anhand der charakteristischen Zeichnung der vorderen Hinterleibssegmente unterscheiden. Bei der Speer-Azurjungfer bildet diese eine Speerspitze, der diese Art ihren deutschen und auch wissenschaftlichen Namen (hastulatus = kleiner Speer) zu verdanken hat (siehe Bild unten; zum Vergleich Mond-,Vogel-, und Becher-Azurjungfer).
Die Weibchen sind kräftiger gebaut. Die schwarze Zeichnung des Hinterleibs ist ausgedehnter als bei den Männchen und bedeckt fast die gesamte Oberseite. Bei den Weibchen treten zwei Farbformen auf. Neben der üblicheren gelblichgrünen Form gibt es eine seltenere hellgrünlichblaue Form, bei der diese Weibchen mehr den Männchen gleichen.
Azurjungfer_Vergleich


Speer-Azurjungfer Männchen

Speer-Azurjungfer Männchen
Foto: Günter Loos

Speer-Azurjungfer Weibchen

Speer-Azurjungfer Weibchen
Foto: Günter Loos

Die Speer-Azurjungfer ist vor allem in Nordeuropa und Nordasien verbreitet. Der Bestand ist aber in vielen Teilen Europas rückläufig. Für Deutschland ist die Speer-Azurjungfer als „stark gefährdet“ in der Roten Liste eingestuft. Für die abnehmenden Bestände werden Klimawandel und schrumpfende Lebensräume verantwortlich gemacht.
Die Speer-Azurjungfer besiedelt Gewässer mit strukturreicher Verlandungszone.

Die Libellen fliegen in den Monaten Mai bis Juli. Die Tiere halten sich zur Ruhe meist nicht weiter als 50 m vom Entwicklungsgewässer entfernt in Lichtungen im Moorwald oder auf Wiesen im Randbereich der Wälder auf.
Zur Fortpflanzung finden sich die Paare entweder noch im Ruhehabitat oder die Männchen erwarten noch unverpaarte Weibchen im Bereich der Ufervegetation. Die eigentliche Paarung dauert nur 15–30 Minuten. Die Eiablage erfolgt aber meist mit angekoppeltem Männchen, das zu Beginn senkrecht über dem Weibchen steht, sich dann aber häufig absetzt. Das Weibchen sticht die Eier einzeln in Moose und in untergetauchte Blätter ein. Sie begibt sich dafür bis zu 50 cm tief ins Wasser und kann bis zu 23 Minuten untergetaucht bleiben.
Die Larven schlüpfen nach etwa zwei bis drei Wochen und bleiben bei den schwimmenden Pflanzenteilen, wo sie auf Beute lauern. Die Entwicklungszeit bis zur Libelle beträgt je nach Klima zwischen einem und vier Jahren. Ein Trockenfallen ihres Entwicklungsgewässers können die Larven bis zu dreieinhalb Monate überleben.

Systematik:

Klasse:
Insekten (Insecta)
Ordnung:
Libellen (Odonata)
Familie:
Schlanklibelle (Coenagrionidae)
Gattung:
Azurjungfer (Coenagrion)
Art:
Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum)
Speer-Azurjungfer Paarung

Speer-Azurjungfer Paarung
Foto: Günter Loos

Zum Insekt des Jahres: 2024, 2023, 2022, 2021, 2020, 2019,

Ältere Informationen finden Sie auf den Archivseiten


instagramm    facebook    Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg Kulturerbe







Naturhistorische
Gesellschaft Nürnberg e.V.

Abteilung Entomologie

Marientorgraben 8
90402 Nürnberg


Treffen:
Einmal monatlich, i.d.R. der letzte Dienstag im Monat um 19:30 Uhr in der Norishalle.
Siehe "Internes Programm"


Home

Entomologie

Kontakt

Die Abteilung

Jahresprogramm

Internes Programm

Mitmachen

Marienbergpark

Insektenhotel LPV

Insekt des Jahres

Vorträge

Museum

Museumsangebote