Archäologie des Auslandes
Grabung Georgien
Die Abteilung „Archäologie des Auslandes“ der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg führt seit 2004 regelmäßig, archäologische Ausgrabungen in Georgien durch.
Grundlage dafür war der Vorschlag von Prof. Vakhtang Licheli, Centre for Experimental and Interdisciplinary Research of Antiquities der Ivane Javakhishvili
State University Tbilisi (Tiflis) Georgien, gemeinsame archäologischen Erkundungen und Grabungen durchzuführen. Die Grabungen fanden immer zusammen mit Studenten*innen der
Universität Tbilisi statt.
Ausgrabungen ATSKURI
Jahre 2004, 2005 und 2007
Begonnen wurde in Atskuri am Oberlauf der Kura (Mtkwari), und zwar in den Jahren 2004, 2005 und 2007. Bei den Grabungen wurden ein (neuzeitlicher)
muslimischer Friedhof der (ursprünglichen) ortsansässigen Bevölkerung (Mes‘cheten) gefunden, darunterliegend reiche Bestattungen lokaler
Gebietsherrscher (ca. 4.Jh. v.Chr.), die in eisenzeitliche (ca. 8.Jh. v.Chr.) Siedlungsstrukturen hinein bestattet wurden. Im Jahr 2004
wurden Ausgrabungen im Ort und auf der Burg von Atskuri durchgeführt. Darüber hinaus wurden wir 2005 wegen bronzezeitlicher Funde, die
bei dem Ausschachten eines Brunnens im Ort Atskuri zutage traten, zugezogen. Es ergab sich, dass ein Grabhügel mit Mehrfachbestattungen aus der
Bronzezeit angeschnitten worden war in dem interessante Funde geborgen werden konnten.
Atskuri war eine der ältesten Städte Georgiens. Nach den historischen Quellen wurde es erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt. Im 16. Jahrhundert wurde
Atskuri von den Osmanen erobert. Erst 1829 wurden die Osmanen vom Zarenreich aus dem Gebiet von Atskuri vertrieben. Aus dieser Zeit stammen die muslimischen Gräber.
Im 19. Jahrhundert nahm die Bevölkerung von Atskuri dramatisch ab, weil viele von ihnen während der Invasionen starben und einige Georgier in andere Länder abwanderten.
Ausgrabungen Phasis
Jahre 2011, 2012 und 2013
Leider hatten wir nach 2007, aus verschiedenen Gründen, keine Möglichkeit mehr, unsere Grabungen in Atskuri fortzusetzen.
Nach Vorschlag von Prof. Vakhtang Licheli versuchten wir von 2011 bis 2013 die verschwundene Stadt PHASIS zu finden.
Laut der „Argonautica“ (geschrieben im 3. Jahrhundert v. Chr.) war das Gebiet der Kolchis (West-Georgien) vor der Ankunft von Jason und der Argonauten „terra incognita“.
Während des Vordringens der Griechen um das Schwarze Meer im 6. – 5. Jhd. v.Chr. haben die griechischen Kolonialherren feste Städte entlang seiner Küsten errichtet,
darunter die befestigte Stadt Phasis. Nach Herodots Beschreibung (6. Jhd. V Chr.) war PHASIS „… ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des ganzen östlichen
Gebietes am Schwarzen Meer und in der es riesige Statuen, ein Theater und einen Apollo Tempel gab“.
Bis zum heutigen Tage ist der Platz, an dem die antike Stadt Phasis lag, nicht gefunden worden. Obwohl mehrere internationale Teams verschiedene
Methoden (Unterwasserarchäologie, geologische Bohrungen und Quellenstudium) anwandten, liegt bis heute kein greifbares Ergebnis vor.
Ausgrabungen Georgien GRAKLIANI HILL
2016, 2018 und geplant 2020
Der Ort liegt ca. 30 Kilometer westlich der Hauptstadt Tbilisi (Tiflis) an der Autobahn Tbilisi-Senaki-Leselidze auf einer Höhe von etwa 680 m.
Der Fundplatz wurde bei dem Bau der Autobahn im Jahr 2007 angeschnitten und die Fundschichten traten zu Tage. Die Ausgrabungen werden seit diesem
Zeitpunkt von der Centre for Experimental and Interdisciplinary Research of Antiquities der Ivane Javakhishvili State University Tbilisi (Tiflis)durchgeführt.
Die Siedlungsspuren datieren überwiegend in den Zeitraum von 700 bis 350 v. Chr. und werden als eine Siedlung im Stil des persischen Zoroastrismus gedeutet.
Ältestes Fundstück ist ein auf ca. 300.000 Jahre geschätzter Faustkeil. Weiterhin wurde 2015 eine Altarinschrift entdeckt, die möglicherweise die älteste
einer frühen georgischen Schrift ist.
Unter Mitwirkung unserer Abteilung im Jahr 2016 und 2017 wurden die Ausgrabungen fortgesetzt. Unter der Versturzschicht eines Erdbebens wurden weitere Fundhorizonte,
darunter achämenidische Bauten ergraben. Der Fundplatz wurde zur Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes vorgeschlagen.
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