Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg

Entomologie

Insekt des Jahres



Schmetterling des Jahres 2025: Der Russische Bär

Aufgrund der Flügelfärbung wird der Russische Bär (Euplagia quadripunctaria) auch als Spanische Flagge bezeichnet. Wie der Name schon sagt, gehört der Russische Bär zur Familie der Bärenfalter, Unterfamilie Bärenspinner. Ihren Namen verdanken die Bärenfalter den pelzig behaarten Raupen.
Der Falter erreicht eine Flügelspannweite von 42 bis 52 Millimetern. Er hat schwarze Vorderflügel mit weißer oder gelblicher Musterung. Die weißen Streifen bilden an den Flügelspitzen ein markantes "V". Beim Spreizen der Vorderflügel werden die orangen Hinterflügel mit drei bis vier schwarzblauen Flecken sichtbar. Insbesondere bei drohender Gefahr werden diese auffälligen Hinterflügel präsentiert um den Angreifer auf die, wenn auch schwache, Giftigkeit der Hämolymphe (das Blut) des Russischen Bären hinzuweisen.
Der Russische Bär kommt in Süd- und Mitteleuropa vor. Die Art profitiert von der Klimaerwärmung. Früher lag die Nordgrenze seiner Verbreitung in etwa auf der Linie des Harz. Mittlerweile verschiebt sie sich nach Norden.
Als Biotop bevorzugt der Falter halboffenes Gelände, wie z. B. Steinbrüche, Flussränder, Trockenrasen und felsige Täler und Hänge. Er ist in sonnigem, trockenem wie auch in feuchtem, halbschattigem Gelände zu Hause. In Nürnberg ist er, zumindest am Stadtrand, immer wieder in Gärten zu sehen.
Im Gegensatz zu anderen Bärenspinnern besitzt er einen gut ausgebildeten Saugrüssel, der es ihm ermöglicht Nektar von Blüten zu saugen. Daher ist dieser Nachtfalter auch regelmäßig tagsüber unterwegs und saugt z.B. an Schmetterlingsflieder.

Der Russische Bär fliegt in einer Generation von Juli bis September.
Nach der Paarung legt das Weibchen ihre Eier in einschichtigen sogenannten "Eierspiegeln" unter die Blätter der Futterpflanzen. Dabei kommen diverse Pflanzen in Frage, wie Taubnessel, Große Brennnessel, Hasel, Brombeere, Wiesensalbei oder Vergissmeinnicht. Die Raupen sind nicht wählerisch sondern polyphag. Nach dem Schlüpfen im September leben sie tagsüber einzeln und versteckt. Sie überwintern sie in einem Raupenstadium. Die Verpuppung erfolgt dann im Juni des folgenden Jahres in einem weichen, weiß-grauen Gespinst am Boden. Nach ca. 4-6 Wochen schlüpfen die Falter.
Systematik:

Klasse:
Insekten (Insecta)
Ordnung:
Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie:
Eulenfalter (Erebidae)
Gattung:
Euplagia
Art:
Spanische Flagge
(Euplagia quadripunctaria)


Spanische Flagge

Spanische Flagge
Foto: Eva-Maria Neupert

Spanische Flagge

Spanische Flagge (von der Seite)
Foto: Eva-Maria Neupert



Insekt des Jahres 2025: Holzwespen-Schlupfwespe

Die Holzwespen-Schlupfwespe (Rhyssa persuasoria), ist eine in der Nordhemisphäre weit verbreitete Art der Schlupfwespen.
Die Schlupfwespen (Ichneumonidae) bilden vermutlich die artenreichste Familie der Hautflügler. Bisher sind etwa 30.000 Arten beschrieben. In Deutschland sind mehr als 3.600 Arten bekannt.
Ihre Larven sind Parasitoide (Organismen die in ihrer Entwicklung parasitisch leben und den Wirt zum Abschluss der Parasitierung töten) von Holzwespen-Larven, beispielsweise der Riesenholzwespe. Die Art wurde in Südamerika, Neuseeland und Australien zur Bekämpfung der eingeschleppten Blauen Fichtenholzwespe angesiedelt.

Die Holzwespen-Schlupfwespe ist eine für Schlupfwespen sehr groß, grazil gebaute Art mit Körperlängen zwischen 18 und 35 Millimeter. Beim Weibchen kommt noch ein schlanker Legebohrer von fast gleicher Länge dazu. Die Grundfärbung des Körpers ist schwarz, mit weißlichen (bis gelblichweißen) Markierungen. Die Antennen sind rötlichbraun gefärbt, immer ohne zentrales weißes Band. Die Beine sind rot gefärbt, meist mit bräunlich verdunkelten Schenkeln.
Von den beiden anderen in Mitteleuropa lebenden Arten der Gattung ist die Art anhand von Färbungsmerkmalen unterscheidbar. Weibchen von Rhyssa kriechbaumeri haben ein schwarzes Gesicht ohne weiße Streifen und rein schwarzes erste Segment des Hinterleibs. Bei Rhyssa amoena tragen die Antennen ein zentrales weißes Band.

Die Holzwespen-Schlupfwespe findet man dort, wo es Holzwespen gibt, also an offenen Stellen in Nadelwäldern. Die Flugzeit reicht vom späten Frühjahr bis in den Hochsommer.
Das Weibchen sucht auf gefällten Baumstämmen nach Stellen, unter denen sich Holzwespenlarven befinden. Sie finden sie an Hand des Geruchs mit hochempfindlichen Sinnesorganen in Fühlern und Beinen. Dabei riechen sie nicht die Wespenlarve selbst, sondern den holzabbauenden Pilz, mit dessen Hilfe die Holzwespenlarve das Holz verdauen kann.
Hat es eine solche Stelle gefunden, sticht das Weibchen seinen Legebohrer ins Holz und legt auf die Larve ein Ei ab. Für die Bohrung streckt das Weibchen die Beine aus, den langgestreckten Hinterleib nach oben und bringt den Legebohrer in senkrechte oder fast senkrechte Stellung. Die Bohrung erfolgt durch Zähnchen an der Spitze der Legeröhre unterstützt durch ein spezielles Sekret, das die Holzzellen auflösen kann und damit das Eindringen erleichtert. So nimmt die Bohrung durch das harte Holz je nach Tiefe 5 bis 33 Minuten in Anspruch. Ist das Ziel erreicht lähmt die Schlupfwespe die Holzwespenlarve bei der Eiablage durch einen Giftstich, so dass diese zwar weiterlebt, aber nicht mehr aktiv ist.
Die aus dem Ei geschlüpfte Larve ernährt sich von dem Gewebe der Holzwespenlarve, wobei sie sich in den ersten 3 Larvenstadien von der Körperflüssigkeit des Wirtes ernährt um ihn dann im vierten Larvenstadium komplett zu fressen. Die ausgewachsene Larve spinnt dann einen dünnen Kokon im Fraßgang der Holzwespenlarve und überwintert darin als Vorpuppe um sich im Frühjahr zu verpuppen.

Obwohl erwachsene Wespen auch ohne Nahrungsaufnahme imstande sind sich fortzupflanzen, steigt bei Nahrungsaufnahme sowohl die Lebensdauer als auch die Aktivität. Als Nahrung dienen Kohlenhydrate wie Zucker und Stärke, die zum Beispiel durch Fraß von Honigtau oder an Kiefernnadeln gewonnen werden. Blüten werden nicht besucht.

Holzwespen-Schlupfwespe

Holzwespen-Schlupfwespe
Foto: Eva-Maria Neupert

Holzwespen-Schlupfwespe

Holzwespen-Schlupfwespe
Foto: Eva-Maria Neupert




Systematik:

Klasse:
Insekten (Insecta)
Ordnung:
Hautflügler (Hymenoptera)
Familie:
Schlupfwespen (Ichneumonidae)
Gattung:
Rhyssa
Art:
Holzwespen-Schlupfwespe
(Rhyssa persuasoria)




Libelle des Jahres 2025: Die Gebänderte Heidelibelle

Die Gebänderte Heidelibelle (Sympetrum pedemontanum) ist bei beiden Geschlechtern an der namensgebenden Flügelbänderung gut zu erkennen. Bei den ausgewachsenen Männchen sticht an der Vorderkante der Flügel das rote Flügelmal hervor. Bei den Weibchen ist das Flügelmal leuchtend weiß. Die Flügelzeichnung sorgt besonders im Flug für einen optischen Effekt im Sinne eines Flimmerns und einer Auflösung der Konturen. Damit sind die Tiere nur schwer zu erkennen.
Wie bei den meisten Heidelibellen ist der Körper des ausgereiften Männchens knallrot, der des Weibchens gelbbraun.
Mit einer Körperlänge von ca. 3 cm und einer Flügelspannweite von 4,5 - 5,5 cm handelt sich um eine relativ kleine Vertreterin der Heidelibellen.
Charakteristisch für die Art ist auch der schmetterlingshafte Flug, der an Prachtlibellen erinnert.

Die Art kommt von Ostasien bis in das mittlere und südwestliche Europa vor und gilt daher als sibirisches Faunenelement. Innerhalb Deutschlands wurde die Gebänderte Heidelibelle bis in die 1970er-Jahre fast nur in Südbayern und im südwestlichen Baden-Württemberg beobachtet. Während sie sich in den 1970er und 1980er Jahren zumindest jahrweise ausbreitete, sind die Bestände in den vergangenen zwanzig Jahren sehr deutlich zurückgegangen.
Die Gebänderte Heidelibelle wird in der Roten Liste Deutschlands als „stark gefährdet“ eingestuft.

Als Habitat bevorzugt die Libelle wärmebegünstigte Flusstäler mit eher seichten, mäßig verlandeten, teils verkrauteten, besonnten und windgeschützten Gewässern, etwa Wassergräben, Weiher, Altwässer und Überflutungsbereiche.

Die Gebänderte Heidelibelle fliegt etwa ab Mitte bis Ende Juli bis Anfang Oktober. Die einzelne Libelle hat aber nur eine Lebensdauer von maximal 4 Wochen.
Der erste Flug der meist kollektiv schlüpfenden Imagines (erwachsenen Tiere) endet meist schon nach wenigen Metern in der Vegetation der Umgebung um vollständig auszuhärten. Dann suchen sie Habitate wie Wiesen, Hochstaudenfluren und Sümpfe auf um dort auszureifen und zu jagen. Nach etwa 10 Tagen kehren die geschlechtsreifen Libellen dann zum Gewässer zurück, wo die Männchen Reviere besetzen.
Der Kopulation erfolgt in libellentypischer Manier in „Tandems“, die oft auch bei der Eiablage über dem Wasser noch beibehalten werden. Die Eiablage wird immer wieder durch Pausen und erneute Kopulationen unterbrochen.
Diese Eier überwintern dann und können dabei auch Austrocknungsphasen überstehen. Die Larven schlüpfen dann im folgenden Frühjahr bis Frühsommer. Ihre weitere Entwicklung vollzieht sich in nur fünf bis acht Wochen, wobei sie elf Larvenstadien durchlaufen.

Auf dem unteren Bild sieht man schön, wie eine Libelle auf zu große Hitze und Sonneneinstrahlung reagiert. Die Libellen nehmen dann eine Haltung ein, in der sie die Flügel teilweise nach unten drücken und den Hinterleib zur Sonne ausrichten um der Sonneneinstrahlung möglichst wenig Körperfläche zu bieten.

Systematik:

Klasse:
Insekten (Insecta)
Ordnung:
Libellen (Odonata)
Familie:
Segellibellen (Libellulidae)
Gattung:
Heidelibellen (Sympetrum)
Art:
Gebänderte Heidelibelle (Sympetrum pedemontanum)
Gebänderte Heidelibelle

Gebänderte Heidelibelle - Männchen
Foto: Günter Loos

Gebänderte Heidelibelle

Gebänderte Heidelibelle - Weibchen
Foto: Günter Loos

Gebänderte Heidelibelle

Gebänderte Heidelibelle
Foto: Günter Loos


Zum Insekt des Jahres: 2025, 2024, 2023, 2022, 2021, 2020, 2019,

Ältere Informationen finden Sie auf den Archivseiten


instagramm    facebook    Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg Kulturerbe







Naturhistorische
Gesellschaft Nürnberg e.V.

Abteilung Entomologie

Marientorgraben 8
90402 Nürnberg


Treffen:
Einmal monatlich, i.d.R. der letzte Dienstag im Monat um 19:30 Uhr in der Norishalle.
Siehe "Internes Programm"


Home

Entomologie

Kontakt

Die Abteilung

Jahresprogramm

Internes Programm

Mitmachen

Marienbergpark

Insektenhotel LPV

Insekt des Jahres

Vorträge

Museum

Museumsangebote