Pilz- und Kräuterkunde
Pilz des Jahres 2025
Pilz des Jahres 2025:
Amethystfarbene Wiesenkoralle (Clavaria zollingeri)
Mit der Wahl der Amethystfarbenen Wiesenkoralle zum Pilz des Jahres möchte die Deutsche Gesellschaft für Mykologie auf die immense Gefährdung unserer Artenvielfalt durch die
intensive Landnutzung aufmerksam machen.
Ich habe diesen schönen Pilz leider noch nie gefunden, kenne ihn nur aus den Beschreibungen in der Literatur.
Dieser Zollingscher Korallenpilz, wie sie auch genannt wird, ist in ganz Europa verbreitet, kommt aber überall selten bis sehr selten vor.
Die potentiellen Biotope in Europa sind extensive Bergweiden, moosreiche alte Parkrasen, Wacholderheiden, Eschenwälder oder Schlehengebüsche.
Man kann sie von Juli bis November in naturnahen ungedüngten Wiesen und Magerrasen zwischen Gräsern und Kräutern finden. Sie wächst oft in der Nähe
von Erdzungen, Rötlingen, Saftlingen und Wiesenkeulchen und zählt zu den so genannten Saftlingsgesellschaften mit einigen hundert weiteren Pilzarten.
Clavaria zollingeri gehört zur Ordnung der Champignonartigen, den Agaricales, ist also nah verwandt mit Blätterpilzen wie den Rötlingen oder
Saftlingen.
Die Pilzfunde der Originalbeschreibung von Clavaria zollingeri Lév. 1846 stammen von der Insel Java.
Die weltweite Verbreitungskarte zeigt Funde in Afrika, Australien, Europa, Neuseeland, Nord- und Südamerika und Tasmanien.
Einige Exemplare der Amethystfarbigen Wiesenkoralle wurden 2023 während der Tagung der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft im Bayerischen Wald entdeckt.
Foto: Claudia Menth
Die korallenartigen Fruchtkörper werden ca. 2 bis 8 cm hoch und breit, sie haben einen weißlichen, unförmig-breiten Stiel. Dieser gemeinsamen Basis entspringen zahlreiche gewundene und mehrfach verzweigte Äste, die in der Literatur als amethystblau bis tief violett veilchenfarben oder rosa-violettlich beschrieben werden. Sie sind rundlich bis etwas abgeflacht, oder auch wellig runzelig bis längsgerieft. Ihre stumpfen Enden sind zwei- bis dreifach verzweigt, gleichfarbig und bisweilen etwas heller bis weißlich gefärbt. Ihr brüchiges Fleisch ist blassviolettlich, es riecht angenehm und schmeckt mild.
Die glatten, hyalinen Sporen sind breitelliptisch bis rundlich, 4 – 7 x 3,5 – 5,5 µm, inamyloid.
Einige Exemplare dieser seltenen Pilzart wurden von Teilnehmern, der vom 28. September bis 3. Oktober 2023 in Arnschwang bei Furth im Wald durchgeführten 15. Tagung der Bayrischen
Mykologischen Gesellschaft, gefunden.
Ihre auffällige, typische Farbe hat sie verraten.
Foto: Claudia Menth
Durch die lebhaft violette Farbe ist Clavaria zollingeri gut erkennbar. Im Kosmos Handbuch – Pilze steht
„Vermutlich handelt es sich um einen Artenkomplex mehrerer makroskopisch kaum trennbarer Arten.“
Korallenförmige Pilze mit violettlichen Fruchtkörpern gibt es noch in den Gattungen der Kammkorallen, Clavulina, den Korallen,
Ramaria und den Zwergkorallen, Ramariopsis.
Text: Ursula Hirschmann
Fotos: Claudia Menth
Literatur: Breitenbach / Kränzlin „Die Pilze der Schweiz” / Gminder / Karasch „Das Kosmos Handbuch
– Pilze“ / Deutsche Gesellschaft für Mykologie „Pilz des Jahres 2025“
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